Publikation: 
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Ausgabe: 22/4/2018

„Die ganze Welt 
ist ein Ornament“ 

Christa Shelbaia, Anna Eisermann 

und Iris Schmitt stellen

 im Keller III aus.

 

Hannover/Nordstadt. Es guckt etwas skeptisch, das Mädchen mit den zarten Gesichtszügen. „Ja, sie ist nicht ganz zufrieden mit mir“, meint Iris Schmitt und lächelt. „Sie ist auch noch nicht ganz fertig.“ Gemeint ist ein Bild, das zusammen mit vielen anderen Kunstwerken jetzt in der Galerie Keller III am Weidendamm zu sehen ist. Inzwischen hat sich der sehr große Kellerraum zu einer veritablen Galerie entwickelt, die Beleuchtung stimmt, links vom Eingang ist ein kleiner Verkaufstresen aufgebaut, Sofa und Sessel laden bei soviel Kunst zum Pausieren ein. Die Gelegenheit, sich die Werke der drei Künstlerinnen aus Hannover anzuschauen, nutzen bei der Vernissage trotz schönstem Wetter über hundert Gäste. „Prisma“ haben die drei Künstlerinnen Iris Schmitt, Christa Shelbaia und Anna Eisermann genannt. „Deshalb, weil wir Überschneidungspunkte zwischen der Malerei und dem Gegenständlichen haben“, erklärt Anna Eisermann. Sie stellt vor allem ihre Stoff-Objekte aus, die durch ihr weiches Material zum Anfassen verführen. „Rückabwicklung“ betitelt die Künstlerin ein etwa drei Quadratmeter großes Werk, das aus einem Teppich und darauf gesetzten Hutähnlichen Stoffobjekten besteht. „Ich interessiere mich gar nicht mehr so für die Malerei, nachdem ich angefangen habe, dreidimensional zu arbeiten“, erzählt sie. „Dabei mag ich besonders geometrische Formen, die Ornamente bilden.“ Diese sind der Künstlerin besonders wichtig: „Schließlich ist die Welt ein Ornament, ein Rhythmus sich wiederholender Elemente wie zum Beispiel die Jahreszeiten, oder der Rhythmus von Werden und Vergehen. Früher waren sie einfach, heute sind sie komplex und deshalb sind die Ornamente auch viel filigraner“, erklärt sie. 

 

„Die Leinwand muss mit mir sprechen!“

An der gegenüberliegenden Wand hängen eine Reihe Ölbilder verschiedener Formate, auf vielen sind Gesichter und Figuren zu sehen. „Hier die Tänzerin auf den Stöcken, das ist ein wiederkehrendes Motiv bei mir.“ Christa Shelbaia zeigt auf ein Bild mit einer Frau im Ballettröckchen. Anstelle ihrer Beine sind vier Stöcke zu sehen. „Behindert sein und sich nicht unterkriegen lassen, so etwa könnte man das beschreiben“, meint die Künstlerin, die sich seit zwanzig Jahren ganz der Malerei widmet. „Aber gemalt habe ich schon immer“, verrät die grauhaarige Frau mit der Brille und dem offenen Lachen. „Ich male ja in einem fast altmeisterlichen Stil. Und den breche ich immer wieder, indem ich irritierende Elemente einfüge“, erzählt sie und weist auf ein Frauenporträt. Auf dem rechten Auge ist ein Fleck, der tatsächlich irritierend wirkt. Flecken finden sich auf vielen der Bilder wieder – für die Künstlerin ein Mittel Perspektive in die Bilder zu bringen. Ihre Ideen kommen einfach so, meint sie. „Ich habe keine Ahnung, woher. Ich fange einfach an zu malen, manchmal zeichne ich eine Figur vor, aber auch nicht so oft.“

Für Iris Schmitt hingegen ist es wichtig, dass die Leinwand irgendwann anfängt „mit mir zu reden. Bei diesem Bild hat sie erst spät angefangen, mit mir zu sprechen, deshalb guckt das Mädchen vielleicht auch so unzufrieden“, meint sie. Kann sein, dass das Bild bei der Finissage dann anders aussieht – die Künstlerinnen nutzen den Raum während der Ausstellungszeit als offenes Atelier und arbeiten weiter an ihren Werken. Alle drei sind begeistert davon. „Es ist ein toller Ausstellungsraum“, bringt Anna Eisermann ihren Eindruck auf den Punkt.

 

 

Fotos: 

Prisma_1:  aus Stoff wird Kunst: Anna Eisermann vor ihrem Werk „Rückabwicklung“ in der Galerie Keller III

Prisma_2: „Die Tänzerin“ von Christa Shelbaia zeigt Lebenswillen trotz Handicap.

Prisma_3: Jesus als Symbol für Metabolismus – ein Werk von Iris Schmitt.